Tierschützer versuchen seit gestern, das 14 Meter lange Weibchen und ihr sechs Meter lange Junges mit Hilfe von Waltönen auf den 150 Kilometer langen Rückweg in den Ozean zu locken. Dazu wurde von einem Boot aus ein Lautsprecher in den Fluss nahe der kalifornischen Metropole San Francisco gehalten.
Die Meeressäuger blieben jedoch zunächst unbeeindruckt. "Bis jetzt haben wir keine Reaktion feststellen können", zitierte die Zeitung "San Francisco Chronicle" Ed Sweeney, einen Sprecher der US- Küstenwache. Die Bemühungen würden aber fortgesetzt - wenn es sein müsse, mehrere Wochen lang. Joe Cordero von der US-Behörde für Klima und Ozeanographie tröstete: "Wir stehen ja erst am Anfang."
So weit wie das Duo sei noch nie ein Wal ins Inland gereist, zitierten US-Medien Wissenschaftler. Vor 22 Jahren hatte der Buckelwal "Humphrey" nach einer ähnlichen Irrfahrt mit Hilfe von Schallplatten-Walgesängen den Weg zurück in den Pazifischen Ozean gefunden. Millionen Menschen rund um die Welt hatten damals via Rundfunk und Fernsehen Anteil an der Rettungsaktion genommen. Anzeige
Wissenschaftler versuchen es nun bei dem Wal-Duo mit derselben Methode. Es wird sogar zum Teil dieselbe "Musik" gespielt wie damals, und an der "Humphrey"-Rettungsaktion beteiligte Wissenschaftler sind zu Hilfe gerufen worden. Sechs verschiedene Kombinationen von Tönen - allesamt Gesänge von "zufriedenen" Walen - erklingen zurzeit im Wasser, um den Verirrten die Rückkehr ins Salzwasser schmackhaft zu machen.
Die Walmutter und ihr Junges waren am vergangenen Wochenende vom offenen Pazifik unter der Golden-Gate-Brücke bei San Francisco falsch ins Süßwasser abgebogen. Warum sie von ihrem Kurs abgekommen sind, ist für die Wissenschaftler ein Rätsel. Schätzungsweise 200 bis 300 Buckelwale schwimmen derzeit vor der Küste Nordkaliforniens. Gewöhnlich pendeln sie im Dreieck zwischen Alaska, Hawaii und Mexiko, mit Abstechern nach Kalifornien. Buckelwale gehören zu den bedrohten Tierarten. Ihr Bestand im Nordpazifik wird auf etwa 2000 Tieren beziffert.
Auch wenn die Rettungsaktion gelingen sollte, ist ein dauerhafter Erfolg nicht garantiert: "Humphrey" beispielsweise verirrte sich gleich zwei Mal in die Bucht von San Francisco. Fünf Jahre nach seiner ersten Süßwasser-Tournee kehrte er 1990 zurück und saß zwei Tage auf einer Sandbank fest. Während seines Gastspiels hielten besorgte Tierfreunde die Körpertemperatur des Riesen niedrig. Mit Hilfe eines Zuggeschirrs wurde er schließlich freigeschleppt. Nun hofft man in Kalifornien, dass auch der Ausflug seiner beiden Artgenossen ein "Happy End" nimmt.
Doch die Zeit für eine Rettung drängt, warnen Biologen. Sie sehen Anzeichen dafür, dass die ihrer Salzwasser-Kost - Kleintiere wie Sardinen und Anchovis - beraubte Walmutter bereits kräftig von ihrer Fettschicht unter der Haut zehrt. Sie müsse ja auch noch ihr Kleines säugen. Dagegen bereiten Verletzungen, die sich die Wale vermutlich durch Schiffsschrauben zuzogen, zunehmend weniger Sorge. Die Schnitte - bei der Wal-Dame immerhin 60 Zentimeter lang und 15 Zentimeter tief - schienen nicht lebensbedrohlich zu sein, sagten Experten.
Gelingt es nicht auf die sanfte Tour, die Wale zur Heimreise zu bewegen, bleibt noch eine radikalere Methode: Das Erzeugen von Lärm mit Metallrohren. Aber das will man sich bis zuletzt aufsparen.
Diesen Bericht habe ich bei Web.de Wissen gefunden.